Stommelner Windmühle

1571 gab der ehemalige Besitzer, der Herzog von Jülich, die „Wyntmoell in Stommel“ der Gemeinde in Dauerpacht, 1704 wurde sie allerdings neu errichtet.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Gemeinde Stommeln Eigentümer der Mühle. Nachdem 1860-64 dann auf dem Mühlenberg die gegenwärtige Windmühle entstanden war, führte die Gemeinde den Pachtbetrieb bis 1936 fort.
Danach wurde sie an Privateigentümer verkauft und trat außer Betrieb. 

Mit Kraft schlägt Peter Krämer die Hammerspitze auf den alten Mühlstein. „Eigentlich müsste ich mich knien um die richtige Schlagtechnik ausführen zu können“ erklärt der 61-Jährige. Würde er lange genug den Stein mit dem Hammer bearbeiten, wäre eine Rille mit scharfen Kanten vom äußeren Rand bis zur Mitte zu sehen. „Auf diese Weise wurden früher die Mühlsteine geschärft“, sagt Krämer und kann sich noch gut an die Zeit und den Enormen Aufwand erinnern. Denn er hat nicht nur das Müller-Handwerk von der Pike auf gelernt , sondern wuchs mit seinen Geschwistern Paul und Margarete auch direkt an der Windmühle in Stommeln auf. Seine Eltern Anna und Jakob Krämer waren das letzte Müller-Ehepaar in Stommeln.

„Die Mühle gehört zu unserem Zuhause. Es liegt uns am Herzen, dass sie gut erhalten bleibt“, sagt Paul Krämer bei einem Rundgang durch das 140 Jahre altes Gemäuer. Bis 1975 war die Mühle in Betrieb. Allerdings wurde in den letzten Jahren nur noch Viehfutter produziert. Alle Maschinen, Geräte, Werkzeug und Einrichtungen seien bis heute so erhalten, wie sie bis vor 25 Jahren genutzt wurden, erklärt der 50-Jährige nicht ohne Stolz. Im Jahre 1571 gab der ehemalige Besitzer, der Herzog von Jülich, die „Wyntmoell in Stommel“ der Gemeinde in Dauerpacht, 1704 wurde sie allerdings neu errichtet. Im Jahre 1860 erhielt die damalige Gemeinde Stommeln die Konzession, auf dem Mühlenberg, auf dem bisher eine Bock- oder Kastenmühle stand, eine Turmwindmühle zu bauen, wodurch die Gemeinde gleichzeitig zum Eigentümer der Mühle wurde. „Die Wiesen rund um die Mühle stehen, wie das Gebäude auch, unter Denkmalschutz. Es wird vermutet, dass sich Reste der Kastenmühle im Boden befinden“ berichtet Paul Krämer. Bis 1936 verpachtete die Gemeinde die Windmühle. Dann wurde sie an Winand Greisbach aus Orken verkauft, heißt es in der Chronik „Stommeln 962 bis 1962“ von Hans Welters. Greisbach veräußerte sie kurze Zeit später an Peter Kamp aus Stommeln, den Großvater von Peter und Paul Krämer. Nachdem Jakob Krämer Kamps Tochter Anna geheiratet hatte, übernahm er 1949 das Geschäft.

„Die ganze Familie musste mitarbeiten“, erinnert sich Anna Krämer. Die 87-Jährige die nach wie vor in ihrem Haus am Fuße des Mühlenbergs wohnt, ist seit dem Tod ihres Mannes vor fünf Jahren die alleinige Besitzerin der Mühle. Bis 1959 arbeitete auch ihre Tochter Margarete aktiv im Geschäft mit. „Schon zu dieser Zeit war das Handwerk stark industrialisiert und eine Geschäftsgrundlage mit Zukunft nicht mehr gegeben“, erläutert Peter Krämer. Er zug die Konsequenzen: Nachdem er seine dreijährige Lehre in einer Stommelner Elektro-Mühle beendet und noch ein Jahr als Geselle gearbeitet hatte, schulte er um. In ihrer Konstruktion verfügt die Stommelner Windmühle über etwas ganz Besonderes: Die Flügel sind nicht, wie bei der Windmühle in Grottenherten mit Segeltuch bespannt. Statt dessen sind auf dem Holzgerippe Aluminiumbleche aufgeschraubt. „Man nennt sie Bilau-Flügel. Der Name stammt von einem Flugzeugtechniker“, erklärt Paul Krämer. Und wie bei einem Flugzeug funktioniere auch die Technik. Das heißt je nach Windlage werden die Klappen bewegt, um die Drehgeschwindigkeit zu regeln. Detailliert erläutern die Krämers dies bei ihren Führungen. Besichtigungstermine können nach Absprache mit ihnen vereinbart werden. „Um das Wahrzeichen des Ortes zu pflegen, unternimmt die Stadtverwaltung einiges“, berichtet Paul Krämer, der stellvertretend das Pulheimer Ordnungsamt leitet. Für die Finanzierung der Restaurierungsarbeiten habe man im Rathaus immer ein offenes Ohr gefunden. Vor fünf Jahren sei das Dach komplett erneuert worden. Die Sanierung des Mauerwerkes, insbesondere das Verfüllen der Fugen, sei vor zwei Jahren durchgeführt worden. Rund 80 000 Mark seien für dies Arbeit investiert worden.

Bereits Anfang der 60-er Jahre wurden alle vier Flügel komplett restauriert. Wie stabil dies Konstruktion ist, zeigte sich fast 25 Jahr später, als das Sturmtief „Wiebke“ tobte. Während die Windmühle in Büsdorf alle vier Flügel verlor, wurde an dem Stommelner Gebäude nur ein Flügel beschädigt. Krämer: „Der Schaden war zum Glück nicht groß. Doch die Reparatur kostet immerhin 10 000 Mark.“ (tf)

INFO: Der Großteil des Textes stammt aus einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers, Ausgabe 189 von Mittwoch, 16. August 2000. Im Text genannte Alters- und Zeitangaben sind auf das Erscheinungsdatum zu beziehen. 

Die wichtigsten Daten über die Mühle
Alter: 140 Jahre
In Betrieb bis: 1975
Neu errichtet: 1704
Sanierung: 1998